Thema: Sicherheit und kritische Infrastruktur, Stand: 20.04.2022

Entwicklung eines ETCS-Labors

Beschreibung

Im Zuge der Harmonisierung des Eisenbahnverkehrs in der Europäischen Union wurde die Einführung eines Europäischen Eisenbahn-Leit- und Sicherungssystems (European Railway Traffic Management System, ERTMS) beschlossen. Dieses System umfasst das Europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS und das Mobilfunksystem GSM-R. Auf Basis der europäisch harmonisierten Anforderungen (Baukastenprinzip) wurden je nach Hersteller und Mitgliedsstaat verschiedene Realisierungsvarianten von ETCS entwickelt. Beim Funk einigte man sich europaweit auf GSM-R.

Aktuell zeigen sich - erwartungsgemäß - Anlaufschwierigkeiten bei der Aufnahme von Probefahrten unter ETCS und später vereinzelte betriebliche Instabilitäten im Regelbetrieb. Es ist weiterhin zu erwarten, dass die Komplexität des ERTMS/ETCS als softwarebasiertes System mit einer Zunahme der Hersteller und der verschiedenen parallel verwendeten ETCS-Spezifikationen weiterhin zunimmt. Zudem bedürfen sowohl die Eisenbahninfrastruktur als auch die darauf verkehrenden Fahrzeuge einer Inbetriebnahmegenehmigung seitens der nationalen Sicherheitsbehörden sowie die Fahrzeuge einer Genehmigung der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA) mit Zuarbeit der nationalen Sicherheitsbehörden im Rahmen des 4. Eisenbahnpaketes.

Im Genehmigungsprozess prüfen die zuständigen Stellen und die Prüfsachverständigen unterschiedliche Bereiche. Die in Deutschland akkreditierten Stellen werden vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) anerkannt und überwacht. Zur Gewährleistung der fachgerechten Prüfung der Antragsunterlagen zum einen und der fachlichen Anerkennung und Überwachung der genannten Stellen zum anderen ist ein umfangreiches Wissen seitens der Mitarbeiter des EBA unabdingbar. Im Rahmen der Eisenbahnaufsicht überwacht das EBA zusätzlich die Einhaltung der Gesetze und Regelwerke, die zur Gewährleistung eines sicheren Eisenbahnbetriebs notwendig sind.

Ergänzend hierzu hat das EBA die Aufgabe der Marktaufsicht (EIGV § 28) übertragen bekommen. Hierbei konzentriert es sich auf die Hersteller und überwacht das Inverkehrbringen von harmonisierten und nationalen Komponenten. Um die vorgenannten Aufgaben auch mit Umsetzung der flächendeckenden Einführung von ERTMS weiterhin effizient durchführen und um ein möglichst zügiges Ausrollen von ETCS in der Fläche gewährleiten zu können, wurde seitens des EBA den Aufbau eines ETCS-Labors in der Außenstelle München des EBA beschlossen.

Ziel

Das zu entwickelnde und zu errichtende ETCS-Labor dient den nachfolgenden Zielen:

• Unabhängige Durchführbarkeit der Markt- und Eisenbahnaufsicht
  
• Know-how Erhalt und Förderung der eigenen Mitarbeiter
• EBA-interne Schulungen werden praxisnah möglich
  
• Durchführung von Sicherheitsbetrachtungen
  
• Unterstützung von Ressortforschungstätigkeiten im DZSF und EBA
  
• Unterstützung strategischer Entscheidungen

Laufzeit, Auftragnehmer

Projektstart: Juni 2021
Projektdauer: 24 Monate
Auftragnehmer: Ingenieurteam Clearsy, Strasbourg