Deutsches Zentrum für Schienenverkehrsforschung beim Eisenbahn-Bundesamt

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Pressemitteilung 02 / 2022 vom: 25.02.2022, Thema: Das DZSF

Mehr Studienplätze an unseren Hochschulen und mehr Kooperation in der Weiterbildung für qualifizierte Fachkräfte im Schienensektor

DZSF legt Studien zur Hochschulausbildung für den Schienenverkehrssektor sowie zur Fort- und Weiterbildung in der Branche vor

Nach der Studie zur Beschäftigungswirkung des Schienensektors im vergangenen Jahr mit dem Ergebnis von gut einer halben Millionen Beschäftigten im Schienensektor legt das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) jetzt zwei weitere Studien vor, die einen umfassenden Überblick über die Bildungsangebote an Hochschulen und in der Fort- und Weiterbildung im Schienenverkehrssektor zeigen. Diese drei Studien wurden im Zukunftsbündnis Schiene vereinbart und liefern erstmals einen Überblick, wie die Gewinnung von Fachkräften für den Schienensektor von Seiten der Politik in Bund und Ländern unterstützt werden kann.

Denn unstrittig ist: Die verkehrspolitischen Ziele der Bundesregierung, die Verdopplung der Verkehrsleistung im Personenverkehr und die Steigerung des Schienenanteils im Güterverkehr auf 25% bis zum Jahr 2030, sowie geänderte Anforderungen an die Ausbildung im Schienenverkehrssektor durch technologische Änderungen erfordern mehr gut ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte. Um die notwendigen Fachkräfte für die vielfältigen Bereiche des Schienensektors bedarfsgerecht ausbilden zu können, müssen – so das Fazit der Studien - die Kapazitäten ausgebaut werden.

In Deutschland gibt es derzeit nur 34 Eisenbahn-Professuren, die sich auf 15 Hochschulen konzentrieren. Dies sind weniger als 5% der insgesamt 424 Hochschulen. Dabei ist die technische und personelle Ausstattung dieser Professuren vielfach verbesserungsbedürftig. So verfügen z.B. die Universitätsprofessuren im Durchschnitt nur über 2,3 Planstellen und die Fachhochschulprofessuren über 0,3 Planstellen für wissenschaftliche Beschäftigte sowie 1,7 Planstellen bzw. 0,7 Planstellen für Beschäftigte in Technik und Verwaltung je Professur. Diese Standorte müssen durch schnellere Wiederbesetzung von Professuren, mehr Personal und Ausstattung deutlich gestärkt werden, um das steigende Interesse der Studierenden zu bedienen und perspektivisch den Mehrbedarf an Eisenbahningenieurinnen und -ingenieuren zu decken. Etwa 600 Absolventinnen und Absolventen pro Jahr an diesen Hochschulen stehen laut Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure etwa 33 000 neu zu besetzende Stellen für Ingenieurinnen und Ingenieure im Schienensektor bis 2030 gegenüber.

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass in vielen Regionen (wie in Norddeutschland, in Rheinland-Pfalz und im Saarland) überhaupt keine Hochschulstandorte mit Professuren und Studiengängen für den Schienensektor existieren. Es wird empfohlen, sowohl die vorhandenen Schwerpunktstandorte als zukünftige Leuchttürme der Eisenbahnforschung auszubauen als auch die Ausbildung in der Breite durch entsprechende Professuren sicherzustellen.

Die Studie der Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten bietet einen Überblick über aktuell bestehende Geschäftsmodelle und Kurse der Weiterbildung im Schienenverkehr in Deutschland. Mehr als einhundert Anbieter mit über 5400 schienenverkehrsspezifischen Weiterbildungskursen (im Jahr 2021) konnten im Rahmen der Analyse identifiziert werden.

In der Fort- und Weiterbildung müssen zukünftig in erster Linie die Anbieter untereinander und mit den nachfragenden Unternehmen stärker kooperieren, um den absehbar steigenden Bedarf zu decken. Mehr als 90% der befragten Unternehmen geben an, dass sie in mindestens einem Tätigkeitsbereich bereits jetzt Schwierigkeiten haben, ihren Fachkräftebedarf zu decken. Der Fachkräftemangel sowie neue Herausforderungen durch Digitalisierung und Automatisierung im Schienenverkehr führen zu sehr hohen Qualifizierungsbedarfen bei den Unternehmen. Diese können bisher trotz einer kontinuierlichen Weiterbildung der Beschäftigten sowie der Qualifikation neuer Fachkräfte durch Umschulungen zum Großteil nicht gedeckt werden. Aktuell stellen ein Viertel aller Kurse Umschulungen für den – existenziell wichtigen - Quereinstieg dar, mehr als die Hälfte davon sind Umschulungen zum Triebfahrzeugführer. Die Studie empfiehlt daher eine verstärkte Kooperation unter den Anbietern, um knappe Ressourcen zu bündeln. Außerdem sollte eine zentrale Informations- und Austauschplattform das Angebot an Kursen transparent machen.

Die Empfehlungen der Analysen werden in die weitere Arbeit des Zukunftsbündnisses Schiene, dem vom BMDV initiierten Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft und Verbänden aus dem Schienenverkehrssektor, einfließen.

Die Ergebnisse beider Studien können hier nachgelesen werden:

Forschungsbericht 18: Analyse der Hochschulausbildung im Schienenverkehrssektor (Kurzbericht)

Forschungsbericht 19:  Analyse der Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Schienenverkehrssektor (Kurzbericht)